Vorwort

Seit einiger Zeit werden die Stimmen aus den unterschiedlichsten Schichten unserer Gesellschaft - bis hin zum Bundespräsidenten - immer lauter, die Kritik an dem aktuellen Verständnis unserer Demokratie äußern. Es wird angemahnt, dass jeder Bürger unseres Landes Verantwortung für das Gelingen der Gemeinschaft trägt. Man muss sich jedoch die Frage stellen, ob die gegebenen partizipatorischen Möglichkeiten den Wünschen und Vorstellungen der einzelnen Bürger auch entsprechen. Der Grundpfeiler für die Ausübung des Volkswillens - und damit der Übernahme von Verantwortung - ist das verwendete Wahlsystem.

In dieser Arbeit wird ein computerbasiertes Wahlsystem für die Bundesrepublik Deutschland konzipiert, mit dem die Durchführung parlamentarischer und direktdemokratischer Wahlen stattfinden könnte. Stimmabgabe und Stimmauswertung finden durch Computer statt, die in einem Netzwerk miteinander verbunden sind. Für die Stimmabgabe ist die Einrichtung von Computer-Wahlkabinen vorgesehen, die auf Basis einer ständigen Verfügbarkeit auch als politische Informations-Terminals zu nutzen sein sollen.

Als Grundlage werden die notwendigen Sicherheitsanforderungen und Qualitätskriterien für demokratische Wahlsysteme definiert, um den Anforderungen des Gesetzgebers und des Volkes in Bezug auf eine vertrauenswürdige Gestaltung des demokratischen Legitimationssystems der Vertreter gerecht zu werden. Das auf Basis kryptographischer Verschlüsselungs- und Signaturverfahren entstandene Wahlprotokoll verwendet hierbei die logischen Strukturen des existierenden „klassischen“ Wahlsystems der Bundesrepublik Deutschland und soll als Voraussetzung für eine konkrete Implementierung in weiteren Arbeiten dienen.

Um die konkrete Realisierbarkeit des konzipierten computerbasierten Wahlsystems zu verdeutlichen, wird es anhand des Bundeswahlgesetzes auf die gegebenen Rechtsgrundlagen der Bundesrepublik Deutschland exemplarisch angewendet. Doch somit wären lediglich die momentanen Möglichkeiten effizienter zu gestalten, obwohl der Einsatz eines computerbasierten Wahlsystems auch neue Potenzen bieten kann. Abschließend wird daher über eine Analyse gesellschaftlicher Probleme mit der deutschen repräsentativen Demokratie ein Wahlsystem skizziert, das die resultierenden Möglichkeiten auszuschöpfen versucht.

Schon während der Erstellung des Grundkonzeptes stellte sich heraus, dass aufgrund der Interdisziplinarität und Verflechtung dieses Themenkomplexes eine Zwei-Mann-Diplomarbeit nur einen Beginn darstellen kann. Wir hoffen, insofern sich entsprechend interessierte Menschen finden, dass dieses Werk eine Grundlage für weitere Ideen, Realisierungen und Ausarbeitungen bildet.und dass wir damit die Basis für weitere Diskussionen geschaffen haben.

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©1998 by Andreas Fahrig & Christian Stamm