Schutzziele eines computergestützten Wahlsystems

Die Anforderungen mehrseitiger Sicherheit sind aufgrund ihres Anspruchs der Allgemeingültigkeit nicht exakt für den Entwurf und Betrieb eines computerbasierten Wahlsystems verwendbar. Es muss daher konkret untersucht werden, welche Sicherheitsanforderungen durch ein solches System entstehen und wie diese realisiert werden können, um die notwendige Vertrauensebene für die Einführung und den Betrieb eines solchen IT-Systems schaffen zu können.

Für diese Untersuchung unterscheiden wir zwischen den grundlegenden organisatorischen Anforderungen innerhalb der Entitäten der Wahlinstitutionen (Wahlkabine, Wahlbüro, Wahlkreis, etc.) und den kommunikativen Aspekten zwischen diesen Entitäten. Bzgl. der organisatorischen Anforderungen sollten die Entitäten der Wahlinstitutionen hinsichtlich folgender Komponenten konzipiert werden:

Der Schwerpunkt unserer Betrachtung von Schutzzielen eines computerbasierten Wahlsystems liegt im Folgenden auf den kommunikativen Aspekten der Entitäten im offenen Internet.

Eine wesentliche Voraussetzung für ein Wahlsystem der Bundesrepublik Deutschland ist nach Grundgesetz Artikel 38 Absatz 1 der Grundsatz einer allgemeinen, unmittelbaren, freien, gleichen und geheimen Wahl. Daher darf es keine Instanz geben, die eine Verbindung zwischen den Wahlinhalten und den Wählern ziehen kann (Eine Sonderstellung nimmt hierbei die Institution der Wählerverwaltung ein - siehe „Administrative Aufgaben eines CWS“). Um sicherstellen zu können, dass jeder Wähler genau einmal pro Wahl am Wahlvorgang teilnehmen kann, ist jedoch eine Verbindung zwischen Wahlvorgang und einer natürlichen Person notwendig, wobei der Nachrichteninhalt des Wahlvorgangs für die Instanz, welche eine Kenntnis über die Person besitzt, verborgen bleiben muss. Dies ist sowohl bei der Entwicklung der Datenverarbeitungssysteme für die jeweiligen Wahlinstitutionen als auch der Kommunikationsprotokolle zu berücksichtigen.

Wir sind zu der Ansicht gelangt, dass das Internet als Kommunikationsmedium Verwendung finden sollte. Die Eigenschaften dieses weltweit verfügbaren offenen, d.h. „jedermann“ zugänglichen, Netzwerks definieren an sich keinerlei Sicherheitskonzepte. Vielmehr basieren sämtliche Internet-Protokolle auf der Transparenz der Daten. Erst die jeweils interpretierenden Schichten der Kommunikationssoftware können durch entsprechende Implementierungen von standardisierten Sicherheitsprotokollen Sicherheitsanforderungen erfüllen.

Im Folgenden werden diese Anforderungen definiert und anschließend die dafür existierenden Verfahren zu deren Realisierung vorgestellt.

Wie bereits erwähnt, definieren die Aspekte der Kommunikation zwischen den Entitäten der Wahlinstitutionen und der Kommunikation zwischen Wahlinstitutionen und Wähler die Schutzziele des Wahlsystems. Diese Schutzziele ergeben sich aus zwei Aspekten:

Sicherheit allgemein Inhalt Sicherer Datenfluss im Internet

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